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Geschichtliche Episoden

Osterholz hat in Bezug auf historische Ereignisse nur episodenhafte Begegnungen mit der Geschichte gehabt. Eine solche Begegnung erlebte das abseits gelegene Hollerland mit seinen drei Dorfschaften Osterholz, Rockwinkel und Oberneuland im Schmalkaldischen Krieg.

Bremen war seit 1531 im Schmalkaldischen Bund, in dem sich protestantische Fürsten und Städte unter Führung des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen gegen die Katholische Reichsgewalt, Kaiser Karl V., verbündet hatten. Für Bremen ging es in den 1546 begonnenen kriegerischen Auseinandersetzungen um seine Existenz; Karl V. wollte das Gebiet der Wesermündung annektieren und es den von ihm beherrschten Niederlanden einverleiben. Anfang 1547 erschienen zur Einnahme Bremens unter dem Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen Jobst von Cruningen und dem Obristen Christoph von Wrißberg 11 Fähnlein Knechte und 1200 Reiter. Die Truppen Cruningens überfluteten das gesamte Hollerland, also auch die Gemeinde Osterholz, während Wrißberg ein Lager in Hastedt bezog. Den Kaiserlichen ist es nicht gelungen, Bremen zu erobern, ob sie in Osterholz Schaden angerichtet haben, ist nicht überliefert.

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), und zwar im Jahr 1627 kamen wiederum kaiserliche Truppen ins Holler- und Blockland. Bremen konnte dank seiner vorzüglichen Befestigungsanlagen aber auch dieses Mal nicht eingenommen werden. Die Bewohner des Hollerlandes allerdings wurden geschröpft. In einem Protokoll vom 29. Dezember 1627 ist aufgeführt, was die Kaiserlichen den Einwohnern von Osterholz und Ellen abgenommen haben: Bargeld, Hausrat, Kleider, 7 Kühe, 6 Schweine, 2 Ochsen und 62 Pferde. Insbesondere der Verlust der Pferde dürfte die Landbevölkerung am schwersten getroffen haben.

Die von den Hollerländern während des weiteren Verlaufs des Dreißigjährigen Krieges zu zahlenden Abgaben und Kontributionen waren gleichfalls nicht unbeträchtlich. So mussten an den Rat der Stadt Bremen folgende Beträge gezahlt werden:

1636:        492 Reichstaler
1637:        756 Reichstaler
1638:        685 Reichstaler.

1654 – sechs Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges – wurde Bremen in den Ersten Schwedenkrieg verwickelt. Im Zuge des Existenzkampfes, den Bremen gegen die schwedische Abhängigkeit führte, folgte 1664 bis 1666 der Zweite Schwedische Krieg. In diesen Jahren belagerte der schwedische Reichsfeldherr Carl Gustav Wrangel mit 10000 Mann Bremen. Während der ganzen Belagerungszeit war das Hollerland von Wrangel besetzt. Erst mit dem Friedensschluss von Habenhausen im November 1666 wurde das durch die Besetzung verursachte Leid der Hollerländer beendet. Es ist überliefert, dass drei Monate vor Friedensschluss ein B. Rust aus Osterholz an den ihm von schwedischen Reitern zugefügten Schlägen gestorben ist.

Im Zuge des Reichskrieges gegen die Schweden zogen weiterhin Kriegsvölker durch Osterholz. Die Aufzeichnungen der Bauern über die anlässlich von Einquartierungen von den Schweden beanspruchten Mahlzeit und Mengen von Bier wurden an den Rat der Stadt Bremen zwecks Gewährung einer Art Besatzungsentschädigung eingereicht; es ist nicht überliefert, ob eine solche Entschädigung gewährt wurde.

Schäden erlitten die Osterholzer auch durch Naturkatastrophen. So zerstörte ein gewaltiger Sturm am 20. November 1670 Häuser in Osterholz, wobei dem Bauern Bollmann in der Osterholzer Dorfstraße eine Haustochter getötet wurde. Sieben Jahre später trieb ein schwerer Sturm, der über dem Hollerland tobte, das Wasser über die Deiche. Insbesondere Osterholz und Ellen hatten darunter zu leiden.

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763), in dem sich Frankreich, Österreich und Russland gegen Preußen verbündet hatten, marschierten die Franzosen zweimal, und zwar 1757 und 1758 in Bremen ein. Osterholz mit dem Hollerland wurde 1757 von französischen Truppen unter General Chabot besetzt. Die Truppen sollen besonders in Osterholz viel Unheil angerichtet haben. Ausmaß und Einzelheiten sind aber nicht überliefert.

Während der napoleonischen Kriege 1806 bis 1813 litten die Osterholzer erheblich mehr als Tenever und Ellen, den beiden anderen Ortschaften des östlichen Hollerlandes, unter immer wieder erfolgten Einquartierungen französischer Soldaten. Zudem wurde Osterholz am 11. Mai 1811 allein mit einer Kriegssteuer von 840 Reichstalern belegt. Wegen der ungleichmäßigen Belegung der drei Ortschaften mit französischen Truppen wurde eine Einquartierungsumlage eingeführt, vor der sich aber die davon Betroffenen nach Möglichkeit zu drücken suchten. Aus den einzelnen Dorfschaften wurden Soldaten für Napoleons Truppen rekrutiert. Die Bauern hatten Korn und Vieh an die Truppen zu liefern, die ihnen dies notfalls auch gewaltsam abnahmen. Als Folge all dieser Belastungen waren die Dörfer am Ende des Krieges verarmt.

Die Zeit vom Ende der Franzosenherrschaft im Jahr 1813 bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs (1914) war eine Epoche ohne äußere Einwirkungen. Nach Ende des Krieges im Jahr 1918 war in Osterholz der Verlust von 111 Menschenleben – Gefallene und Vermisste – zu beklagen. Der Zweite Weltkrieg (1939-1945) forderte seine Opfer nicht mehr nur auf den Kampffeldern, sondern auch bei den Bombenangriffen unter der Zivilbevölkerung. Osterholz trauerte am Ende des Krieges um 231 gefallene und 22 vermisste Gemeindemitglieder.

Quelle: Berthold Lindemann, Osterholz einst und jetzt, Seite 39-60, 1968 Verlag M.H.Hauschild GmbH, Bremen