Kinder von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern

Krankenhaus-Museum zeigt Sonderausstellung über Kinder von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern

Am Sonntag, 23. März, eröffnete das Krankenhaus-Museum am Klinikum Bremen-Ost die Sonderausstellung „trotzdem da. Kinder aus verbotenen Beziehungen zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeiter*innen“.

Diese wird bis zum 25. Mai im oberen Geschoss des Krankenhaus-Museums zu sehen sein.

Während der Zeit des Nationalsozialismus waren freundschaftliche und intime Kontakte zwischen Deutschen und Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeitern unerwünscht, zum Teil streng verboten. Doch sie sind trotzdem da – die Kinder, die aus solchen Beziehungen hervorgegangen sind. Ihre Geschichte wurde lange tabuisiert. Sie ist wissenschaftlich wenig erforscht und in der Erinnerungskultur kaum präsent. Deshalb ist diese aktuelle Ausstellung, die in der Gedenkstätte Lager Sandbostel entstanden ist und in Kooperation mit „Erinnern für die Zukunft“ nun erstmals in Bremen gezeigt wird, ihren Lebensgeschichten gewidmet.

„Die Ausstellung verdeutlicht, wie sehr die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wirksam blieb“, sagt Jannik Sachweh, Leiter des Krankenhaus-Museums. Viele Kinder aus „verbotenen“ Beziehungen mussten dies in der Bundesrepublik immer wieder im Alltag erfahren. Dieses Schicksal verbindet sie mit anderen Opfern des Nationalsozialismus und ihren Angehörigen, deren Leid nach 1945 nicht anerkannt wurde.

In der Biografie des Bremers Friedrich Buhlrich wird dieser Aspekt besonders deutlich: Er wuchs bei Adoptiveltern in Gröpelingen auf. Im Alter von 21 Jahren erfuhr er, dass er das Kind einer Deutschen und eines ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters ist. Noch später entdeckte er, dass er in seiner Adoptivfamilie drei Geschwister hatte, die im Zuge der sogenannten „Euthanasie“ im Nationalsozialismus ermordet worden waren.

Friedrich Buhlrich wird im Begleitprogramm der Ausstellung in Zeitzeugengesprächen am 30. März um 15 Uhr und am 24. April um 17 Uhr von seiner Geschichte erzählen. Überdies sind weitere Zeitzeugengespräche mit Gruppen auf Anfrage möglich.

Gemeinsam mit den Kooperationspartner:innen des Projekts »Multi-peRSPEKTif« wurden außerdem Bildungsmaterialien zur Begleitung eines Ausstellungsbesuches entwickelt. Diese sind unter www.trotzdemda.de abrufbar.

Fotos: Kerstin Haase