Ein halbes Jahrhundert für die Inklusion

Der Martinsclub Bremen e. V. wird 50 Jahre – Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen

Bremen. „Menschlich. Mutig. Mittendrin.“ – Mit diesem Slogan feiert der Martinsclub Bremen e. V. seinen 50. Geburtstag. Fast das gesamte Jahr über finden anlässlich des Jubiläums verschiedene Veranstaltungen und Aktionen in ganz Bremen statt. Somit will der Verein auf die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigung sowie auf die Arbeit in sozialen Berufsfeldern aufmerksam machen. „Da wir in unsicheren Zeiten leben, ist der gesellschaftliche Zusammenhalt besonders wichtig. Inklusion spielt dabei eine wesentliche Rolle. Mit unseren Jubiläumsaktionen wollen wir das verdeutlichen“, erklärt Martinsclub-Vorstand Thomas Bretschneider.

50 Jahre – 50 Aktionen: Party, Ausstellung, Veranstaltungen zum Mitmachen

Los geht das volle Programm mit einer After-Work-Party für die rund 1.200 Mitarbeitenden am 6. Februar – dem Gründungstag exakt 50 Jahre zuvor. Anschließend bildet eine besondere Ausstellung den Rahmen des Jubiläumsjahres. Darin stellt der Martinsclub sein Wirken und seine Geschichte anhand von allerlei persönlichen Geschichten und Erlebnissen dar. Die Ausstellung ist ab dem 13. Februar in der Martinsclub-Geschäftsstelle in der Neustadt zu sehen, im Mai ziehen die Exponate nach Vegesack ins Quartierszentrum des Martinsclub. Weitere Ausstellungsorte sind zudem in Planung.

Weiterhin wird es exakt 50 unterschiedliche inklusive Aktionen in verschiedenen Stadtteilen sowie im Bremer Umland geben. Geplant sind etwa Straßenfeste, Konzerte, Fahrradtouren, Informations- und Diskussionsabende, Filmvorführungen, ein Poetry-Slam und einiges mehr. Alle Veranstaltungen sind in einem Programmheft aufgelistet, das kostenlos an allen Martinsclub-Standorten erhältlich sowie online unter www.martinsclub.de/50 einsehbar ist.

Soziale Arbeit in den Fokus rücken

Mit dem Jubiläumsprogramm soll allerdings nicht bloß Geburtstag gefeiert werden. So organisiert der Martinsclub auch Fachveranstaltungen, um den Wert der sozialen Arbeit in den Blickpunkt zu rücken. „Im Sozialwesen kämpfen wir mit einem ganz erheblichen Fachkräftemangel. Also wollen wir für unser Berufsfeld einstehen und Werbung für soziale Jobs machen. Denn für ein funktionierendes Gemeinwesen braucht es zwingend die soziale Arbeit“, gibt Bretschneider zu bedenken. Neben der Gewinnung von Fachkräften liegt der Fokus auch auf inklusiver Arbeit. Dahinter steht das Ziel, Menschen mit Behinderung in reguläre Beschäftigungsverhältnisse auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln. Beide Aspekte werden auch auf einem Jobtag im Oktober miteinander in Einklang gebracht: Neben einer Jobmesse für soziale Berufe können sich dabei Menschen mit Behinderung und interessierte Arbeitgeber darüber informieren, wie inklusive Arbeit gelingen kann.

Ein Blick in die Historie: Alles begann mit einer Briefmarke

Doch wie hat es mit dem Martinsclub eigentlich begonnen? Hierzu ist ein Blick zurück in die 1950er Jahre nötig.

In der Werkstatt Bremen, dem Martinshof, arbeiteten schon damals Menschen mit einer Behinderung. Sie wurden vom Sozialarbeiter Gunther Molle betreut. Sein Ziel war es, ihre körperlichen Fähigkeiten zu trainieren, vor allem die Arbeit mit Händen und Fingern. Molle war Briefmarkensammler – und verband Hobby mit Beruf. Er ließ seine Klientinnen und Klienten Briefmarken vom Papier lösen, sortieren und in Sammelalben kleben. Ein Volltreffer! Dies kam so gut an, dass zum Thema Briefmarkensammeln bald ein Freizeittreff ins Leben gerufen wurde. Freizeitbeschäftigungen, die an die Bedürfnisse behinderter Menschen angepasst waren, gab es zu der Zeit nicht, Molle betrat damit völliges Neuland. Es entstanden weitere Kurse, die Angebote wuchsen und hatten bald keinen Platz mehr unter dem Dach des Martinshofes. Also wurde am 6. Februar 1973 der Martinsclub Bremen e. V. gegründet – mit dem Ziel, Freizeitbeschäftigungen für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Bis in die 1990er Jahre blieb der Verein relativ klein. Im Laufe der weiteren Jahre änderte sich das aber. Die Leistungen für Menschen mit Behinderung wurden um Wohnangebote, Reisen, Schulbegleitung und einiges mehr erweitert. So professionalisierte sich der Verein immer weiter. Seit 2009 wurden zudem in vielen Stadtteilen Quartierszentren gegründet und die Aktivität so in die Bremer Stadtteile sowie auch ins benachbarte Umland ausgeweitet.

Heute ist der Martinsclub mit etwa 1.200 Beschäftigten einer der größten Träger der Behindertenhilfe und Jugendhilfe in Bremen.


Der Martinsclub Bremen e. V. ist einer der größten Träger der Behindertenhilfe in Bremen. Gegründet im Jahr 1973, bietet er heute ein vielfältiges Leistungsangebot. Dazu zählen Wohnbetreuung, Assistenz in Schule, Jugendhilfe, Pflege, Bildungs- und Freizeitangebote, Fortbildungen für soziale Berufsfelder, eine Tagungsraumvermietung, zwei inklusive Gastronomiebetriebe, eine Agentur für barrierefreie Kommunikation sowie eine Agentur für inklusive Arbeitsvermittlung. Gesellschaftlich und politisch setzt sich der Martinsclub mit seinen ca. 1.200 Beschäftigten für Inklusion und Gleichberechtigung ein. In den Bremer Stadtteilen Neustadt, Findorff, Kattenturm, Gröpelingen, Huckelriede, Vegesack, Walle und Vahr sowie in der niedersächsischen Stadt Syke ist der Verein mit einem Quartierszentrum vertreten.

Im Jahr 2023 feiert der Martinsclub sein 50-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „Menschlich. Mutig. Mittendrin.“ werden dazu das ganze Jahr über verschiedene Veranstaltungen stattfinden. Zudem ist eine Ausstellung zum gesellschaftlichen Engagement des Martinsclub zu sehen.

www.martinsclub.de