Nach 100 Jahren zurück

Krankenhaus-Museum übergibt alte Bildermappe an Kollegen in Międzyrzecz

Vor einigen Wochen bekam das Krankenhaus-Museum am Klinikum Bremen-Ost von einer Bremerin eine Mappe mit alten Zeichnungen der Stadt Meseritz im heutigen Polen überreicht. Nun reisen die Bilder genau 100 Jahre später zurück an ihren Entstehungsort.

Dass das Krankenhaus-Museum alte Dokumente oder medizinische Geräte angeboten bekommt, ist gar nicht so selten. Manche werden dann als Schenkung in die Sammlung des Museums aufgenommen. Sie kommen in Sonderausstellungen oder manchmal sogar in Spielfilmen zum Einsatz, wenn eine bestimmte Zeit mit passenden Requisiten ausgestattet werden soll.

Die Bildermappe, die Museumsleiter Jannik Sachweh vor einigen Wochen von einer Bremerin geschenkt bekam, hatte aber auf den ersten Blick weder etwas mit Medizin noch mit der alten Psychiatrie zu tun. Sie enthielt Zeichnungen der heute polnischen Stadt Międzyrzecz (Meseritz) und wurde 1925 vom Magistrat der Stadt herausgegeben. Gefunden hatte sie die Schenkerin bei der Wohnungsauflösung ihres Vaters. Dem seien die Bilder sehr wichtig gewesen, so die Tochter. So wichtig, dass er sie sogar mitnahm, als er zum Kriegsende aus Meseritz flüchtete und sie all die Jahre aufbewahrte.

Als die Tochter dann zufällig in der Zeitung von der Bildungsreise des Krankenhaus-Museums nach Meseritz las und daraus richtig folgerte, dass das Krankenhaus-Museum Verbindungen zu diesem Ort haben müsse, wandte sie sich an Jannik Sachweh. Und so schließt sich nun der Kreis: Die Mappe wird dem Museum in Meseritz (Muzeum Ziemi Międzyrzeckiej im. Alfa Kowalskiego), als Geschenk übergeben und kehrt damit an ihren ursprünglichen Ort zurück. „Wir freuen uns sehr für unsere Kolleginnen und Kollegen in Meseritz. Die waren ganz begeistert von den Zeichnungen – und der schönen Geschichte dahinter“, sagt Jannik Sachweh.

Die eigentliche Verbindung zwischen dem Krankenhaus-Museum, dem Museum Meseritz und der Psychiatrischen Klinik in Meseritz resultiert aus dem gemeinsamen Erinnern an die 269 Bremer Patientinnen und Patienten der Bremer Nervenklinik, die im Nationalsozialismus in der Klinik Meseritz-Obrawalde ermordet wurden. Insgesamt starben in Meseritz-Obrawalde mehrere Tausend Menschen eines gewaltsamen Todes. Zurzeit entsteht dazu in Meseritz eine Gedenkstätte.

Mappe mit alten Zeichnungen der Stadt Meseritz im heutigen Polen; Fotografin: Kerstin Hase

Mappe mit alten Zeichnungen der Stadt Meseritz im heutigen Polen; Fotografin: Kerstin Hase